Der Klassenlehrer

Der Klassenlehrer begleitet die Schüler durch 8 Schuljahre im Hauptunterricht. In dieser Zeit entsteht eine feste Bindung zwischen Lehrer und Schülern, die das gegenseitige Vertrauen fördert.

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Unsere Klassenfahrt begann am 10. Juni 2013 am Hildesheimer Hauptbahnhof, wo Schüler, Lehrer und Eltern aufgeregt auf den Zug warteten. Die Klassenfahrt würde elf Tage lang dauern, eine Segeltour von Eckernförde um die dänischen Ostseeinseln herum bis zurück nach Kiel.

Nach einer anstrengenden Fahrt mit viel Umsteigen nahmen wir unser Gepäck und steuerten den Hafen an. Unser Ziel war eine Brigg, ein Zweimaster. Ein großes, braunes Schiff, auf dem „Roald Amundsen" stand. Nun lernten wir die Besatzung kennen (Smut, Deckshand, Bootsfrau und Topsgasten), und der nette Käpt'n machte uns mit den wenigen Regeln und Ausdrücken an Bord vertraut: Kammer statt Zimmer; Koje statt Bett; Kombüse statt Küche; Mug statt Tasse und Smut statt Koch!

Dann wurden wir auf die Kammern verteilt. Nicht jeder war mit seinen Zimmergenossen zufrieden, aber mit der Zeit gewöhnte man sich aneinander. Der nächste spannende Punkt waren die Wachen, vor allem die Nachtwachen. Wir segelten nämlich nicht nur tagsüber sondern auch nachts, so dass jeder zwei Wachen übernehmen musste:

8:00–12:00 und 20:00–0:00 Uhr oder
12:00–16:00 und 0:00–4:00 Uhr (die sogenannte Hundewache) oder
16:00–20:00 und 4:00–8:00 Uhr (diese Gruppe erlebte wunderschöne Sonnenaufgänge)

Die Wache, die Dienst gehabt hatte, weckte die andere, aufziehende Wache auf. Jeder musste sich leise aus der Kammer schleichen und sich natürlich auch den Sicherungsgurt anziehen.

Die abziehende und die aufziehende Wache stellten sich gegenüber, und die abziehende Wache wünschte der aufziehenden Wache eine „gode wacht". Dann wurde der abziehenden Wache eine „gode Ruh" gewünscht. Erschöpft verschwand die abziehende Wache unter Deck, und für die aufziehende Wache ging's los. Die Aufgaben der Nachtwache waren eher begrenzt. Man übernahm das Ruder oder stand am Ausguck. Es wurde viel Kaffee getrunken, damit man während der Nachtwache nicht einschlief.

Zwei weitere Aufgaben waren frühmorgens und nachmittags die Backschaft (der Küchendienst) mit dem Smut und das Verfassen der Tagesberichte. Bei der Backschaft wurden manchmal aus voller Kehle die Piratenlieder der CD „Santiago" mitgesungen, während man abwusch oder abtrocknete.

Ein Höhepunkt war das Besteigen der Masten. Der höchste Punkt, genannt Royal, befand sich in dreißig Meter Höhe! Manche trauten sich, mit Hilfe eines Crew-Mitglieds die Segel ein-und auszupacken, was weit oben am Mast geschieht. In luftiger Höhe konnte einem ganz schön zitterig zumute werden.

Unser Segeltempo war sehr unterschiedlich. Mal hatten wir die komplette Flaute, ein anderes Mal schaukelte das Schiff, die Wellen spritzten nur so, und der Wind erreichte Stärke 7. Dieser Segelturn war nichts für Weicheier! Einmal bezog sich der Himmel, es regnete sehr stark, und Blitze durchzuckten den dunklen, bewölkten Himmel. Gott sei Dank sind nur zwei Schüler/innen seekrank geworden.

Wir haben auf unserer Reise drei Städte erkundet: Eckernförde, wo wir ablegten, Sonderborg, wo wir an Land gingen, und Kiel, wo wir am Ende des Törns anlegten. In der dänischen Stadt Sonderborg spendierte Herr Drücker uns ein Eis. Wir lagen im Hafen mit vier Schiffen hinter uns und hofften, dass deren Passagiere nicht alle über unser Schiff rennen würden, während wir schliefen. Gott sei Dank wurde es nicht allzu laut, und die Schiffe verschwanden bald wieder.

Als sich unsere Fahrt dem Ende zuneigte, wurde noch ein schönes Käpt'nsdinner veranstaltet. Das Beste daran war der Nachtisch, Mousse au chocolat, die schnell verputzt war. Am letzten Morgen machte die Besatzung uns ein Frühstück mit leckeren Pfannkuchen.

Manche waren traurig, als unsere Fahrt zu Ende ging, anderen sah man die Freude auf Hildesheim und ihre Familie regelrecht an. Wir verabschiedeten uns von der Crew und traten den Heimweg an. Müde, glücklich oder traurig - wir hatten diese Sache zusammen gemeistert und ein riesiges Schiff in Gruppenarbeit gelenkt und gefahren. Und wer weiß, vielleicht war das nicht unsere letzte Fahrt mit der „Roald Amundsen". Dann heißt es wieder: Gode Wacht!

Charlotte Eschenhagen, Klasse 9

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